H e s s e n t a g 2 0 0 9
T a g Z e h n : S o n n t a g , 1 4 . J u n i 2 0 0 9
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Und das war's. Die ersten fliegen schon wieder heim.
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Liebe Freunde,
Es ist getan! Wir haben den Hessentag bewältigt!
Endlich kann ich wieder alle Straßen benutzen; endlich hinterlässt niemand mehr seine Hygienederivate in unserem Hof; endlich kann ich wieder mein eigenes Leben leben anstatt zwischen Weindorf und Internet hin- und herzupendeln. Endlich findet wieder unser Tagesgeschäft statt. Endlich kann man wieder überall nach Parkplätzen suchen, die es auch ohne Hessentagsstraße nicht gibt. Endlich ist es vorbei.
Aber natürlich bin ich jetzt auch traurig. Jetzt muss ich wieder selber kochen. Jetzt kann ich nicht mehr jeden Tag ein Kilo günstige Erdbeeren essen. (Ist das überhaupt gesund, jeden Tag ein Kilo Erdbeeren?) Jetzt geht wieder jeder Einzelhändler seinen eigenen Geschäften im Ladeninneren nach. Die Hessentagsstraße, die LivePartyZone, die Energiebühne, das Weindorf und die Lichterkirche - alles weg.
Auch das Naturschutzgebiet Kinzigaue ist nun wieder ganz alleine sich selber überlassen und muss ohne den ideellen Beistand von tausend rauchenden, trampelnden, pissenden Konzertbesuchern auskommen.
Die Frankfurter Rundschau sagt, wir haben alles gut gemacht, aber wir kämen nicht an Butzbach oder Wetzlar heran. Pah, wer liest denn schon die Rundschau? Hätte ich das mal vorher geahnt, hätte ich mir den Stand der Frankfurter Rundschau rechtzeitig vorgeknöpft. Oder Dieter Kögel mal vorbeigeschickt.
Außerdem haben wir die Million geknackt! Angeblich. Wer um alles in der Welt zählt denn das? Und wie? Wahrscheinlich deckt sich die Anzahl der Besucher exakt mit der Anzahl der nichtverkauften Elbo-Püppchen.
Man kann also sagen:
Unsere Besucher entsprechen der ungefähren Einwohnerzahl von Trinidad und Tobago. Oder Köln, das gibt sich nicht viel.
Anhand der Schokoladenzahlen, die Arne Schellhoß für seine 200.000 Giveaways erhob, heißt das: Arne Schellhoß hat jedem 5. Besucher dieses Hessentages ein Stückchen Ritter Sport in die Hand gedrückt.
Aber genug der Statistik.
Hessentagsumzugsaufstellung
Da ich aller Voraussicht nach dem Hessentagsumzug nicht beiwohnen kann, wollte ich gerne die frühmorgendliche Atmosphäre bei der Aufstellung einfangen.
Der Umzug gilt als einer der abschließenden Höhepunkte des Hessentages und erfordert daher eine ausgefeilte Logistik. Die Aufstellung findet Stunden vorher statt, und zwar in den Wohngebieten, die vom Hessentag am wenigsten betroffen sind.
Also bei mir.
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Der Hessentag ist letztlich doch bis kurz vor meine Haustüre gekommen |
Ideal ist hierfür das Kombinat langer, meist paralleler Weinbergsstraßen wie Wingert-, Rhön-, Vogelsberg- und Leipziger Straße.
Hierfür wurde eine Infrastruktur geschaffen, deren Herzlichkeit und Individualität die der professionalisierten Hessentagsstraße natürlich bei weitem übertraf. Ich möchte sagen: Hier findet der wahre Hessentag statt.
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Hessentagspaar zwischen Trachtenkindern, Vogelsbergstraße Ecke Leipziger
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Etliche unserer historisch engagierten Bürgerinnen und Bürger haben sich in ihre Trachten geschmissen; der hr hat in der Rhönstraße Ecke Leipziger seine mobile Goethedisco geparkt, und alle Bürger sind auf den Beinen. Jede zweite Hofeinfahrt ist eine Party: Tische, Stühle, Bänke, Sonnenschirme, Erfrischungen für die Standbesetzung und die Gäste.
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Hans und Bärbel Holz, 1492
| | berühmtester hessischer Radiomoderator: DJ Goethey
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Weil manches Trachtenkleid besser niemals ein Dixi-Klo betreten sollte, stellen Langenselbolder sogar ihre privaten Toiletten zur Verfügung! Ich muss es wissen, ich habe mir vier Stück angesehen und mehrere Medikamente aus den Badezimmerschränken gestohlen.
In der Rhönstraße treffe ich auf eine Cowboy-Tanzschritt-Formation (prust), die nochmal ihren Tanz (gnihihihi) einüben, bevor der Festzug losgeht. Es handelte sich um eine Stampf-Klatsch-Choreographie (aufdieLippenbeiß) zu dem nervtötendsten Countrysong des gesamten Universums, "My achy, breaky heart" (kreisch, gacker).
Bitte verstehen Sie mich nicht miss. Ich will mich durchaus nicht über die Leistung dieser Gruppe mokieren. Sie waren synchron, sie haben ein Gemeinschaftsgefühl zum Ausdruck gebracht, und sie waren mit dem Herzen dabei. Hieran ist alles sympathisch.
Ich denke nur einfach, ein Gruppentanz zu "Achy, Breaky Heart" wäre das allerletzte, was ein Cowboy tun würde.
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Sie müssen Sich noch das Lied dazu vorstellen!
| | Kollege von mir
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Im Hof der Familie Krüger, Rhönstraße, finde ich allerlei Volk sitzen, feiern und ungeniert winken. Ich sehe nur die Familie Krüger nicht.
...NOCH nicht, hihi.
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Ob die Krügers davon wissen? | | Also Christoph Krüger ist jedenfalls gerade unterwegs.
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Leipziger Straße: Sitzen, trinken und der Rest sind gewährleistet
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Die Steinhauser-Wallpotts sind gerne Gastgeber
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So einen hatten Wetzlar oder Butzbach bestimmt nicht! |
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Leute, bitte, ich hatte noch nicht mal einen Kaffee.
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Ich verlasse dieses lustige Getummel; ich denke, ich habe hier mehr vom Festzug gesehen als jeder auf der Ehrentribühne. Oder ich hätte, wenn ich mehr Zeit mitgebracht hätte.
Info-Stand Rote Hohl, Teil 2
Aber meine nächste Station ist der Info-Stand in der Roten Hohl, der auch am heutigen Sonntag wieder mit meiner Theatergruppe besetzt ist.
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"Hurlyburly" Klein | | "Ace of Spades" Wulff | | "Thundercat" Parr |
Ich selbst habe meinen Dienst zwar hinter mir, aber ich will mich auch mal fühlen wie Soraya Rein und sehe deshalb ungefragt nach dem Rechten. Und das ist auch bitter nötig, denn Thundercat Parr macht, wie immer, Ärger.
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Böser Parr! Böser, böser Parr! Wirst Du wohl!
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Die heutigen Helferteams bekamen extra einen Vanille-Kokos-Bollen verteilt! Der bestand aus der kompaktierten Neutronenmasse von zwei Pfund Butter und einem Kilo Frischkäse, verdichtet in fluffige Tennisballgröße.
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Ich bin verliebt, Teil I.
| | Ich bin verliebt, Teil II.
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Und schauen Sie nur, wie man so einen attraktiven Segway-Gleiter noch aufwerten kann, wenn man eine hübsche, frisch vereidigte Politesse draufstellt!
Nur noch eine Frage der Zeit, bis Playmobil dieses Ensemble herausbringt.
Aber dass der Festzug im anderen Ortsteil heute eine eigene Gravitation entwickelte, wirkte sich auch auf die Festtagsstraße aus - der Vormittagsbetrieb hielt sich in Grenzen, und meine lieben Mitarbeiter am Info-Stand kamen auch ohne meine Hilfe klar.
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Was nicht weiter zu beweisen war.
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Tatsächlich waren alle Elbo-Puppen ausverkauft! Das wäre ja das letzte, womit ich gerechnet hätte. Wahrscheinlich hat Bürgermeister Muth einen Mitarbeiter losgeschickt, um die Dinger unauffällig leerzukaufen.
Oder Elbo hat, weil der Hessentag endet, alle seine Jungen eingesammelt und zieht nun weiter.
(Neuberg wäre z.B. ein Ort, wo er nicht weiter auffallen dürfte.)
Bevor ich davon ziehe, laufen mir noch Herz & Seele des Marktmeisterbüros über den Weg, die Damen Koles und Wiegels-Hofmann.
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Vandalismus auf Hessentagshelferhemden wird hier noch großgeschrieben
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Radio-Interview
Zum Abschlusssonntag des Hessentages führt ein freier Marburger Radiosender, Radio Unerhört, ein 20-minütiges Gespräch mit dem Amateurtheater Characters, oder zumindest mit dreien von uns.
Nun muss man aber in Halle 1 immer irgendwie an Alexander Kempski vorbei. Diesmal erwischt er mich (statt umgekehrt) und will sich endlich rächen, indem er meine Kamera schnappt und ein kompromittierendes Foto von mir schießt. Leider ist es aber sehr hübsch geworden. So, das habe ich jetzt davon.
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Foto: Alexander "Ei was dann?" Kempski
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Unser Interview wird von zwei Moderatoren geführt, und wir sind mit zwei Schauspielerinnen, Beate König und Daniela Klein, und mir vertreten. Wir plaudern über unsere Arbeit, unsere Gruppe und das aktuelle Projekt, es gibt zwei Musikpausen, von denen wir uns sogar eine selber aussuchen durften; und zum Abschluss spielen Beate und ich noch drei Szenen aus "Die 12 Geschworenen" vor.
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Das war sehr lustig.
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"Jetzt kommen sie mal wieder runter."
| | "Sagen sie mir nicht, dass ich runterkommen soll!"
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Am lustigsten war, dass der Moderator Martin mit unseren Namen nicht so ganz klar kam: Aus dem Hund Tommy machte er Timmy, aus Dani machte er Dana, "Arthur Conan Doyle" sprach er so aus, dass es wie "Agatha Christie" klang; aus Beate machte er Siegfried und mich nannte er Mutter.
Ich weiß ja auch nicht.
Frische Luft
Die Luft in den Zeltpavillons ist bei Sonnenschein geradezu unerträglich, deshalb habe ich mir ein wenig Bewegung an frischer Luft verdient und besteige daher eines dieser Bike-Taxis.
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Das habe ich mir nach zehn Tagen mal verdient.
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Es ist natürlich kein Segway-Gleiter, das muss ich leider einräumen, aber dennoch ist es ein luftiges und aussichtsreiches Fahrvergnügen.
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Verfolgungsjagd in der City
| | Das hätte ich von Anfang an so machen sollen
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Leider dauert die Tour nur 200 Meter. Vom Riesenrad zur Feuerwehr. Also genau die Strecke, die ich gelaufen bin, um zur Bike-Taxi-Station zu gelangen. Egal, es ist nur einmal Hessentag. Ich hab's genossen.
doch noch Hessentagsumzug
Als ich mich später für eine Pause auf den Heimweg mache, gerate ich doch tatsächlich noch am Nachmittag in mäandernde Teile des Festzuges hinein! Ich halte es erst für einen einzelnen Spielmannszug, der sich verirrt hat, doch ich laufe geradewegs in Formationen Nummer 77 und 78 hinein.
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Groß-Gerau schickt seine Astheimer auch durch die Gartenstraße
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Von der 77 kriege ich einen Becher frisch gekelterten, naturtrüben und sogar naturwarmen Apfelsaft!
Die 78 spielt den Klassiker "Axel F." von Harold Faltermeyer in der Spielmannszug-Marschversion. Ich könnte mir diese Marschversionen von Nichtmarschliedern stundenlang anhören.
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Die können bestimmt auch was von Lady Gaga.
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Und tatsächlich, wie ich so die Gartenstraße hinunterblicke, sehe ich den ganzen Festzug sehr langsam und nichtsdestotrotz bedrohlich auf mich zumarschieren.
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Sie sind hier!
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Ich spute mich also, mit dem Fahrrad schnell genug den Abstand zwischen mir und Festzug zu vergrößern, bis ich in der Leipziger Straße von hinten auf das Ende des sich entfernenden Festzuges treffe. Hui. Jetzt nur kein Geräusch machen, damit er sich nicht doch noch umdreht.
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Das war knapp
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Hier können Sie schon mal einen Blick auf die Rückseite vom Hessentagspaar 2010 werfen.
Weiter bergauf wird bereits wieder aufgeräumt: Bürger Bernd Gutschank trägt eine Bank, und Bürger Konstantin Knie lässt, genau wie sein Bruder, nichts anbrennen.
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Das gibt's nur einmal
| | Das schon öfter
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Und das war's
Nach Abschluss des Umzuges ist der Hessentag im Grunde zu Ende. Natürlich finden noch Abendveranstaltungen statt, und natürlich endet er in mehreren Etappen, aber das hier war die erste der letzten.
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Auch in der Gelnhäuser Straße fängt das Großreinemachen an
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Die nächste Etappe ist, dass es in den Abendstunden nochmal richtig ordentlich zu regnen beginnt. Wer jetzt noch nicht ans Heimgehen dachte, der bekommt vom Wetter den Weg gewiesen. Das ist kein schöner Abschluss, aber ein kurzer und schmerzloser, und das soll uns nun auch nicht mehr jucken.
Am Marktmeisterbüro kommt es zu einem Shoot Out, als Frau Rein, Herr Stuttmann und ich alle gleichzeitig unsere Kameras zücken. Man gewährt mir Regenunterschlupf und bietet mir Bier an.
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verzweifeltes Festhalten am Momentanen
| | gelassene Akzeptanz des Momentanen
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Vor unserer Ladentür fanden wir ein Dankeschön der Leute, die durch Ihren Stand zehn Tage lang mit dem Schicksal der Buchhandlung verwoben waren. Oder wenigstens mit der Toilette und dem Lagerraum.
Auch trifft man im Dunkeln und im Regen noch Leute, die sich in Sicherheit wiegen und bei diesem Sauwetter beim allerbesten Willen nicht mehr mit nachstellerischer Fotografie aus dem Hinterhalt rechnen.
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Geschenk der Standbeschicker
| | Geschenk der Schnappschussgötter
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Ingrid Krüger konnte sich nicht ganz entscheiden, was schlimmer war - der Wolkenbruch ohne Jacke und Schirm oder meine Belästigungen. Aber sie entschied sich letzten Endes doch für mich.
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Das hätte nicht noch sein müssen.
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Auch das hr-Riesenrad fährt die Aktionsbeleuchtung herunter:
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Nur noch Stand-By-Modus
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Die ganz Hartgesottenen bzw. Aufgeweichten nehmen noch eisern die Abschlussparty im hr-Zelt mit:
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Man muss auch loslassen können |
Und hier endet auch mein Hessentag.
Fast.
Ich habe noch einen Batzen eingesandter Fotos nachzureichen, die nochmal eine Nachleseseite wert sind, und das Helferfest am Montag findet auch noch statt. Klicken Sie also auch morgen nochmal bei mir vorbei, damit wir uns gegenseitig beim Loslassen helfen können.
Wir gehen jetzt jedenfalls heim, die Bürgermeisters und ich.
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Stalking mit Elke und Jörg Muth am Abschlussabend, Hessentag 2009
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...und was machen wir als nächstes? Den Blauen Bock einladen?
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Nach dem Hessentag ist vor dem Bembel...?
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Bis zum nächsten schönen Ereignis grüßt Ihr
Matthias Mayer
Homepage Hessentag 2009 Langenselbold
Matthias Mayers kommentiertes Hessentagsfototagebuch
Tag Eins: Freitag, 5. Juni
Tag Zwei: Samstag, 6. Juni
Tag Drei: Sonntag, 7. Juni
Tag Vier: Montag, 8. Juni
Tag Fünf: Dienstag, 9. Juni
Tag Sechs: Mittwoch, 10. Juni
Tag Sieben: Donnerstag, 11. Juni
Tag Acht: Freitag, 12. Juni
103 Meter über Langenselbold
Tag Neun: Samstag, 13. Juni
Tag Zehn: Sonntag, 14. Juni
Tag Elf: Montag, 15. Juni
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