H e s s e n t a g 2 0 0 9
T a g S i e b e n : D o n n e r s t a g , 1 1 . J u n i 2 0 0 9
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In England wäre das ein normaler Frühlingsmorgen!
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Buntes Glas, doch nasse Straaß
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Liebe Freunde,
wahrscheinlich ist das alles meine Schuld. Ich hätte gestern nicht so auf Petrus herumhacken sollen. Heute, am Donnerstag, kam es mir noch schlimmer vor als sonst. Irgendwann wird man sagen, der Hessentag sei ein Fest, das die Hessen immer dann feiern, sobald es zu regnen beginnt.
Und als ob das nicht reicht, weist ausgerechnet die Hessische Abteilung des Deutschen Beamtenbundes auf ihrer Homepage auf mich hin. Jetzt muss ich mich auch noch beim Deutschen Beamtenbund bedanken.
Die dritte Grausamkeit, mit der mein Tag beginnt, ist der Scharfesser-Wettbewerb der Casa Loca. Es haben sich tatsächlich vier Kerle gefunden, die sich in die Mundhölle vorwagen wollen. Wer überlebt hat und wie weit sie gekommen sind, konnte ich nicht mehr mitverfolgen, weil ich dringend in die Kirche musste.
Aber Sie erfahren das Ergebnis an anderer Stelle. Der ganz links wird gewinnen.
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Ave Kuttner, Morituri te salutant
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Lesung von Renan Demirkan
Heute hatte ich meinen letzten Büchertisch für die Lichterkirche ausgerichtet. Nach Ablesefrau Petra Gerster und Natürlichkeitserheiterin Hera Lind las heute die türkisch-deutsche Schauspielerin Renan Demirkan. Aber da das Wetter mittlerweile unser Vertrauen völlig aufgebraucht hat, habe ich meinen Büchertisch von vornherein im Foyer aufgebaut.
Durch diese Vorzugsposition saß ich nicht nur ein Stückchen näher an Gott, sondern auch ein Stückchen näher an Renan Demirkan.
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Ich kann mir ja nun wirklich nicht für jedes Bild einen spaßigen Text einfallen lassen
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Hier zeige ich Ihnen noch mal die ganze Lichterinstallation. Frau Demirkan ist allerdings auf diesem Foto so winzig, dass da vorne auch Batman sitzen könnte; das würde keinen Unterschied machen.
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außer für Batman natürlich
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An der Rezeptionstheke der Lichterkirche sehe ich heute die Grand Dame der Tasten, Elke Bruchhaus, und im Kaffeekuchenzelt trifft der Hessentag auf die Erzieherin Petra Fritz (r.) und Renate Horn-Göhrick (m.), die Leiterin der Gemeindebücherei.
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Elke Bruchhaus (l.) kann die Orgel auch fernsteuern
| | Ich kann mir nicht helfen, mich erinnert das Lichterkirche-Logo immer gleich an Licher Bier
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Und während Dr. Jörg Hohmann bei der Casa Loca Passanten intoxiniert, kümmert sich Christina Hohmann um ungiftige Substanzen, z.B. den protestantischen Kaffee.
Als dann meine Chefin, Nicole Borchers, zur Verstärkung eintrudelt, bekommt sie von allen anwesenden Christen Applaus, weil sie alle mal die Frau sehen wollten, die bei mir das letzte Wort hat. Pah. Frau Borchers hat nur deshalb immer das letzte Wort, weil sie selber nicht weiß, wann das kommt.
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Christina Hohmann bringt meine 20 Tassen Kaffee
| | Meine Chefin bei der Klappentextandacht
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Die Signierstaffel lief heute besonders brav. Wahrscheinlich weil wir in der Kirche waren und nicht nur davor. Ich denke, das Kirchenfoyer wirkt sich auf die zivilisatorischen Kontrollfähigkeiten der Menschen günstiger aus als frische Luft und Kirmesmusik.
Lediglich eine Dame nutzte die Gelegenheit der Signierzeit, Frau Demirkan endlich einmal eine Viertel Stunde aus ihrem Leben zu erzählen. Ungeachtet der Leute, die ebenfalls noch anstanden.
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...aha... mhm... ja... ach... soso... |
Aber das ist okay. Bei Petra Gerster hatte ich eine ganz Irre da sitzen, die wartete über 90 Minuten lang ganz brav die Veranstaltung ab, um Frau Gerster dann in aller Ruhe ihren ganze Hass auszuschütten.
Und bei Hera Lind gab es einen Gestörten, der sich die Bierflasche, aus der Hera Lind getrunken hatte, einsteckte, um sie bei eBay zu versteigern. Das war nämlich ich.
Jedenfalls enden hiermit unsere Lesungen. Die Zusammenarbeit mit den Pfarrerinnen und Pfarrern Kießling, Schwier, Henning und Wisseler hat mir viel Spaß gemacht; und die Buchhandlung Schell bedankt sich sehr herzlich für die Aufträge und vor allem bei der geschätzten Kollegin Bärbel Tárai für die Hilfe.
Alter Ronneburger, der Natur auf der Spur und Landeszelt
Apropos Auftrag, mein Journalistenkollege Maryanto Fischer bat darum, dass ich ein vorteilhafteres Foto von ihm bringen soll, weil er Single sei und keine schlechte PR brauchen könne. Vielleicht hilft es ja, wenn ich eins von mir danebenstelle, wo ich gerade dastehe wie Kaspar Hauser. Ich bin zwar auch Single, aber ich kann damit umgehen.
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Kurzzeitsingle
| | Langzeitselbolder
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Vielleicht hilft es aber auch, wenn er seinen Kragen mal ordentlich einschlägt und zukünftig einfach auf die Hofbräuhauskrawatte verzichtet.
Das Hessentags-Special, an dem MaFi und seine Kollegen gerade arbeiten, wird als kostenlose und extrem lesenswerte Sonderbeilage im Hanauer Anzeiger erscheinen.
Langenselbold hat auch einen eigenen, uralten Magenbitter, aber er heißt nicht "Der alte Selbolder". So heißt ja schon Fritz Lehr. Nein, er heißt nämlich "Der alte Ronneburger". Keine Ahnung, wie nun die Gemeinde Ronneburg ihren Magenbitter nennen soll. Ein Urahn von Apotheker Stefan Frank hat vor Jahrhunderten mal einen Liter davon gebraut, und der vermehrt sich seitdem von selbst. Seine Zutaten sind eine Mischung im geheimen Verhältnis aus Kräutern, Rindermark und Bitumen.
(Wenn Sie das jemals nach einem Corn Dog trinken, wird in Ihrem Magen wahrscheinlich ein neues Universum entstehen.)
Hier sehen wir Adel Frank, die erste Rettungssanitäterin Hessens, beim Schnapsmarketing. Oder, wie es auf dem Liefer-Pkw der Apotheke lautet: Für ein Leben ohne Drogen, solange genug alter Ronneburger im Haus ist.
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Froh zu sein bedarf es wenig
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Apropos Haus: Ich denke, die anwohnerunglücklichste Postierung eines Klohauses wäre dann wohl in der Seegasse.
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Ach Du Scheiße.
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Wenn Sie wählen müssten, vor welchem Fenster würden Sie das am ehesten in Kauf nehmen?
Wohnzimmer oder Schlafzimmer? Küche oder Bad? Kinderzimmer? Schwiegermutterzimmer?
Oh, und da wir schon von Fragwürdigkeiten sprechen:
Hier laufen ja etliche Kinder mit Luftballons vom Kernkraftwerk Biblis herum:
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Wenn das mal kein IrRWEg ist
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Allenthalben empören sich Menschen, dass sie das "schon ziemlich krass" finden. Das will ich auch hier gar nicht debattieren. Aber dass dieselben Menschen auf Biblisballons schimpfen und dann abends fröhlich in den E.ON-Palace gehen, das ist doch andererseits wieder so schön, dass es hier erwähnt gehört.
Ich weise auf einen Raum der Stille und der Kunst hin. Sicher ist Ihnen auch schon vor dem Hessentag das Fotomotiv an der Hauswand Bahnstraße Ecke Bergstraße aufgefallen:
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So ganz und gar unhessentagisch
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Da es offensichtlich keine Werbebotschaft oder Kaufaufforderung enthält, wird es nur schwer mit dem Hessentag assoziiert. Doch hinter diesem Banner verbirgt sich eine Ausstellung der Fotografin Pitt Sauerwein. Im Erdgeschoss sind in drei Räumen Fotografien und eine Videoinstallation zu sehen, die mehr Aufmerksamkeit verdienen als der Hessentag übrig lässt.
Als kleine Hommage an Frau Sauerwein habe ich ein Ausstellungsraumfoto gemacht, das sich vor Frau Sauerweins Werk verbeugen will:
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Kunst ist ein Fenster in die Wahrheit der Dinge
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Aber ob wir nun von einer leerstehenden Wohnung sprechen, in der sich Fotografien Akzent verschaffen, oder von ganzen Naturpfaden und Bauernmärkten, die am westlichen Wiesenrand der Stadt für den Hessentag angelegt wurden - am meisten beeindruckt mich an diesem Hessentag die Fähigkeit des Menschen, Räume entstehen zu lassen.
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Unbedingt sehenswert: Der Natur auf der Spur (zwischen Roter Hohl und Landespavillon)
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Mit dieser Faszination wächst in mir auch die traurige Gewissheit: Wir haben schon Tag Sieben, und ich werde unmöglich alles ansehen und alles essen können. Niemand kann das. (Außer vielleicht der Laplacesche Dämon, aber das kann ja kein Hesse jemals aussprechen.)
Ich habe auch etliche Galloway-Schafe und Alpakas getroffen. Anscheinend möchten wir unseren Hessentagsgästen die symbolische Identifikation mit den Herdentieren erleichtern. Ein psychologischer Einbettungseffekt sozusagen. Gar nicht dumm.
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Määääh... kauft Plüsch-Elbohohohos... Määääh
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...falls das nicht wieder Dieter Kögel in einer seiner tausend Verkleidungen ist.
Eben noch unter Tieren stolpere ich plötzlich in einen Oldtimer-Trecker-Park! Da standen circa 15 alte Traktoren herum! So was schönes! Ich zeige Ihnen wenigstens drei dieser wunderschönen Geräte.
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Schumacher | | Lightning McQueen
| | Oma Lisbeth
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Das wäre nur noch zu übertreffen, wenn auf jedem ein Alpaka säße.
In der Nähe der Landesausstellung fand ich einen Kampfjet im Freien und Andrea Rabben im Zelt zuverlässig hinter der Rezeption von Halle 1 geparkt. Die Luftwaffe übernimmt aber nur für den Kampfjet die Verantwortung.
Frau Rabben ist über Standorte und Termine bestens informiert und setzt mich beispielsweise erfolgreich auf Elbos Spur an, aber dazu später mehr.
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Ich hab einfach mal eine Parkscheibe reingelegt
| | Begrüßung im Landespavillon auf Wunsch auch in der Landessprache
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Ich begegne Sparkassenrevierförster Arne Schellhoß, der zudem den HGV schultert, vorm hr-Riesenrad. Ich hatte ihn wegen seiner häufigen, entspannten Spaziergänge ins Visier genommen. Da hat er sich aber nur warmgemacht für die eigentliche Disziplin, das sogenannte Spazierenstehen.
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Arne Schellhoß und sein Boss
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Elbo und mein Heimweg
Mein Höhepunkt des Tages war meine Begegnung mit Elbo!
Stellt Euch vor, liebe Kinderln, der Elbo hat mir nämlich einen Brief geschrieben, wann und wo ich ihn mal treffen kann! Entweder will er Schnaps von mir kaufen oder sich endlich mal fotografieren lassen! Und dann wurd's richtig spannend, ich habe ihn nämlich verpasst, und dann hat mir die Andrea Rabben gesagt, in welche Richtung ich rennen muss, und dann habe ich ihn durch die Bäume hindurch stapfen sehen!
Den Elbo!
Und ich wurde Zeuge eines einmaligen Naturschauspiels: Ich konnte leibhaftig miterleben, wie ein kleines Kind seine allererste Elboscheu ablegt! Sielmann wäre stolz auf mich!
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Pirschen... | | ...knien... | | ...uuund... |
...HAPPS - hat der Elbo das Kind mit einem Bissen aufgegessen! Wenn ich's Ihnen doch sage!
Hahaha, nein, war nur ein Witz.
Elbo kann gar nicht beißen. Wie Insider wissen, muss er alle Nahrung mit einem Strohhalm aufnehmen. Oder eben über seine Wurzeln, aber das dauert noch länger.
Auf meinen Satireabenden ziehe ich über ihn her, und jetzt kriege ich feuchte Augen, wenn ich ihn treffe!
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"Du hast da noch etwas Kinderschnürsenkel am Mund, Elbo."
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In der Karlstraße treffe ich Allrounderin, Pfarrersfrau und Kreuzburgerin Marion Seitz. Endlich mal jemand, der sich über einen Auftritt auf meiner Seite freut. Trotz Eile darf ich sie zweimal fotografieren. Sofern ich sie einhole. Was mir, zwei Kilometer weiter, in der Seegasse auch endlich gelingt.
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Marion Seitz unterwegs (was auch sonst?)
| | Heute gibt es Basmati-Eis
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Die Chefsekretärin der Käthe-Kollwitz-Schule, Iris Reuhl, ist ebenfalls in Eile, weil ihre Familie zuhause auf das Abendessen warte. Der Welt ganzer Jammer rührt mich an. Charles Dickens hätte seine Eile nicht ergreifender begründen können.
Charles Dickens hätte allerdings Oliver Twist auch keine leuchtblaue Eisverpackung von Paolo & Ricarda mit auf den Weg gegeben.
Auch heute gelange ich nicht zu meiner Kranfahrt, denn das Wetter ist dafür zu wechselhaft.
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Zumindest immer, wenn ich gerade in der Nähe bin
| | Ich glaube, das ist besser als Achterbahn
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Aber was nicht sein soll, soll dann wohl nicht sein.
(Ans Schicksal zu glauben lässt sich bequemer mit den Flussläufen des Alltags in Deckung bringen.)
Es war mir vorherbestimmt, heute nicht in diese Gondel zu steigen, damit ich stattdessen genau zur richtigen Sekunde an der richtigen Stelle Langenselbolds stehe, an der Pater Anselm Grün anhalten und mich nach dem Weg zur Kirche fragen wird...
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...aber leider war mein Dienst bereits zu Ende.
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Und mein Tagwerk war somit getan.
Pater Anselmo ist womöglich bei den Schupfnudeln mit Preiselbeeren und Birne hängengeblieben, die es am Eingang der Klosterbergstraße gibt.
Ich freue mich mit Ihnen und dem Deutschen Beamtenbund auf Tag Acht.
Ihr Matthias Mayer
Schicken Sie mir schöne Fotos!
Oder sagen Sie bescheid, falls ich Sie hier abgebildet habe und Sie das nicht wünschen.
Homepage Hessentag 2009 Langenselbold
Matthias Mayers kommentiertes Hessentagsfototagebuch
Tag Eins: Freitag, 5. Juni
Tag Zwei: Samstag, 6. Juni
Tag Drei: Sonntag, 7. Juni
Tag Vier: Montag, 8. Juni
Tag Fünf: Dienstag, 9. Juni
Tag Sechs: Mittwoch, 10. Juni
Tag Sieben: Donnerstag, 11. Juni
Tag Acht: Freitag, 12. Juni
103 Meter über Langenselbold
Tag Neun: Samstag, 13. Juni
Tag Zehn: Sonntag, 14. Juni
Tag Elf: Montag, 15. Juni
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