H e s s e n t a g 2 0 0 9
T a g V i e r : M o n t a g , 8 . J u n i 2 0 0 9
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Vormittagsdienst in der Buchhandlung Schell
Liebe Freunde,
endlich bin ich Riesenrad gefahren. Was heißt "endlich" - es liegt ja noch eine ganze Woche vor uns. Aber bleiben wir lieber in der Reihenfolge des Tages.
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endlich Riesenrad
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Da gestern Montag war, machte ich mich auf einen typischen Montag gefasst: Wochenanfangsunwilligkeit und wenig Betrieb. Aber nichts von alledem! Als ich den Hessentag betrat, war es ziemlich voll. (Aber natürlich für einen Hessentag nicht voll genug.)
Der angenehm zwischenfallslose und harmonische Verlauf ist sicherlich auch dem Mangel an Fahrgeschäften geschuldet: Viele Jugendliche von der Sorte, die statt regulärer Cola lieber Cola Light mit Asbach mischen, ziehen enttäuscht davon, wenn sie erfahren, dass es hier kein Hully-Gully, keinen Airmaxx und keinen Breakdancer gibt.
Ich persönlich mag Fahrgeschäfte, aber die Rüpel vermisse ich ebenfalls nicht. (Ich bin Waage.)
Wie jeden Tag besteht der Hessentag für mich zur Hälfte aus Dienst in der optisch leicht zu unterschätzenden Buchhandlung Schell. Hier ertappe ich die Chefin im Gespräch mit zwei Generationen Ziegler.
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Drei Mädels vom Immenhof
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Und apropos Generationen: Heute haben wir meiner Oma das erblühte Langenselbold gezeigt, und die Buchhandlung Schell hatte die Ehre eines Besuches. (Den ich übrigens leider verpasst habe, denn ich war zu dieser Zeit noch sonstwo.)
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An old Rock keeps rolling
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Auch das Rote Kreuz hat mal vorbeigeschaut. Und das Rote Kreuz hatte einen Wahnsinnstornister geschultert! So groß wie zwei Scout-Ranzen! Tatsächlich ist Frau Fiebig mit einem kompletten Not-Set ausgerüstet, so dass sie z.B. vor Ort rasch einen Oberschenkel transplantieren oder ein Hüftgelenk updaten könnte.
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Und ich dachte schon, da säße Stefan Frank drin
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Wie jeden Tag wird die Ferienstimmung in der Hanauer Straße gewürzt mit vielen Besuchen von Freunden. Am heutigen Tage beehrten mich Carmen Kiwitz und Dominik Kosanke aus meiner Theatergruppe und halten mich davon ab, Feierabend zu machen.
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Dieser rote Teppich lässt aber auch wirklich jeden gut aussehen
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Endlich Riesenrad
Aber eine Zigarettenlänge und drei Erdbeeren später hat sich auch das erübrigt, und ich kann mir noch ein klein wenig vom Hessentag ansehen. Das erste, was mir heute auffällt, ist die neue Beschilderung am Massagesalon nebenan:
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Das ist fast schon von Goethescher Klarheit und Präzision. Hut ab.
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Es ist aber auch wahr: Wenn man sein Geschäft schon an der Hessentagsstraße hat, dann hat man großes Glück. Eine so gute Chance zur Profilierung und zur Gemeinschaftsfestigung hat man selten, aber sie zu nutzen, liegt bei jedem einzelnen. Da, der Wellness-Salon macht's vor. Und ja, Männer entspannen tatsächlich anders.
Auch am Tag Vier des Hessentages habe ich zwei wichtige Institutionen noch nicht getroffen: Elbo und den Bürgermeister. Aber statt Elbo begegne ich zwei anderen Mutationen:
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Der Bronchienbär
| | Goleo ist jetzt Politesse
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Der Bronchienbär also. Die Ronneburg-Apotheke hat uns da einen süßen Knuddel geschickt. Zuerst hatte ich ein wenig Angst, weil allen Maskottchen immer etwas zombiehaftes innewohnt. Aber dann war ich eigentlich froh, dass es nur der Bronchienbär war und nicht der Pankreaspanda, der Migränemarder oder das Zystenzebra.
Dass Goleo nun Polizeidienst schiebt, ist sicher irgendeine Disziplinarmaßnahme gewesen. Also so ähnlich wie in Police Academy. Wahrscheinlich, weil er sich als Maskottchen so schlecht verkauft hat...
...und da bin ich ja gespannt, welche Auswege auf Elbo warten, wenn dieser Rummel hier vorüber ist. (Bundeswehr? Katastrophenschutz? Technisches Hilfswerk?)
Als ich am Chamäleon vorbeikomme, bekomme ich Mörderseifenblasen präsentiert. Ich erstehe ein Pustefix-Set, damit ich das auch zuhause machen kann. Meine Katzen werden einen Nervenzusammenbruch kriegen, aber dafür wird die Wohnung mal wieder eingeseift.
Ich glaube, Seifenblasen sind nicht nur wunderschön, sondern sie sprechen auch eine tief verwurzelte menschliche Sehnsucht an, das Vergängliche festhalten zu wollen.
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Der gute alte Pustebär (rechts)
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Und beachten Sie im obigen Foto auch, wie geschickt sich die Firma Heck Reisemobile dezente Hessentagspräsenz verschafft, indem sie einfach im Hintergrund parkt.
In der Roten Hohl befindet sich ja eine unserer stadtältesten, stadtbekanntesten und stadtbeliebtesten Radarfallen, und die darf natürlich beim Hessentag nicht unerwähnt bleiben. Da für die Dauer des Festes in der Roten Hohl nicht mit überhöhten Geschwindigkeiten zu rechnen ist (außer beim Wetterumschwung), wurde sie einer neuen zeitweisen Funktion zugeführt:
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Radar-Ingo |
Als Plakatwerbeplattform für unseren Solo-Ingo! Hervorragende Idee. Ingo Margraf spielt am Donnerstag ab 15.30 Uhr auf der Energiebühne am Ende der Hanauer Straße.
Der Abend neigt sich allmählich über den Hessentag, und das tagsüber blendende Wetter geht in ein paar harmlose Tröpfchen über, die der Selbolder und seine Gäste sich wahrzunehmen weigern.
Ich treffe mich mit Frl. Sandrin und freue mich darauf, den Aussichtskran der Sparkasse auszuprobieren. Aber der hat seinen Betrieb eingestellt, als er den ersten Regentropfen gespürt hat. Aus Sicherheitsgründen, sagt man uns.
Nun gut, das Riesenrad auf dem hr-Areal sieht das anders, und wir sind ja flexibel. Ob das nun an den generöseren Sicherheitsvorschriften des Riesenrades liegt oder an der höheren Wetteranfälligkeit des Sparkassenkrans, sei mir einerlei. Hauptsache, jemand bringt mich endlich mal über die Dächer Selbolds.
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Herr Mayer, Frl. Sandrin und kein Comitee
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Falls Sie sich übrigens wundern, warum Das Comitee nicht zum Hessentag auftritt (und das will ich doch schwer hoffen, dass Sie sich wundern): Herr Kresslein und Frau Stuttmann sind hauptberuflich beide bei der Stadtverwaltung angestellt und durch den Hessentag entsprechend eingebunden bis an die Grenzen der Belastbarkeit.
Aber zurück zum Riesenrad. Es drehte sich merklich schneller als andere Riesenräder, wahrscheinlich, weil es vom hessischen Rundfunk kam. Das Disco-Riesenrad, sozusagen. Ich konnte trotz der Fliehkräfte, die an meinen Armen zerrten, drei Panorama-Aufnahmen machen, bevor ich aus der Gondel flog:
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Das Gelände der Bundespolizei
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Das Blumen-L, wahrscheinlich für "Landeplatz"
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Das hr-Areal (blau gekennzeichnet)
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Das Blumen-L war ja eine schöne Überraschung, denn das sieht man erst, wenn man im Riesenrad sitzt. Zum Glück hat man nicht so auffällige, fröhliche Farben genommen. Gerade bei Pflanzen gibt es da eine heimtückisch große Auswahl, die die Suche nach dezenten Erdtönen erschwert.
Der hessische Rundfunk hingegen erwies sich als wahrer Meister der Farbpsychologie. Das Partygelände war von einer dermaßenen Blauheit, dass man da einfach hingehen musste. Die Farbe wirkt anlockend, stimmungserhellend und im Trunkenheitsfalle deeskalierend gleichzeitig.
Im Festzelt lief gerade die hr4-Schlagerparty. Ich betrat es, aber in der Menschenmenge verlor das Psychoblau des Bodenbelages seine Kontrolle über mich, und ich bemerkte plötzlich, wo ich war.
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Armageddon |
Heimweg durch die Nacht
Weiter abseits dann versuchte ich die Wirkung des blauen Teppichs mit einem Bier zu simulieren, aber es war nicht dasselbe. Hierbei traf ich Stefan Rupprecht von der Theatergruppe "Lampenfieber", den ich neulich in der Theaterinszenierung von Claude Magniers "Oscar" im Stucksaal gesehen habe.
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"Großer Preis von Deauville. Schönheit."
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Ich sagte ihm, in der Rolle des Masseurs Dubois habe er alle an die Wand gespielt. Die Rampensau und ich waren uns auf Anhieb sympathisch.
In der Dunkelheit durchstreifte ich dann das Elbo-Kinderland. Es war schon ein wenig unheimlich, denn hier irgendwo, auf einem Baum oder in einer Erdhöhle, liegt Elbo und schläft. Hoffentlich störe ich seine Nachtruhe nicht.
Ich teile meine Ängste mit zwei Wachhabenden, aber die schämen sich zu sehr für ihre Leuchtjacken, als dass sie meine Probleme ernst nehmen könnten. Nur Müllmänner würden so etwas tragen, monieren sie. Ich will zum Trost ein Foto von ihnen machen. Mein Blitzlicht betont die Müllmann-Accessoirs besonders vorteilhaft.
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"Sie verlassen jetzt besser das Gelände."
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Aber, falls das ein Trost ist: Nicht nur Müllmänner tragen sowas.
Sondern auch Schülerlotsen.
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Zipfelzelt von E.ON
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Zu dieser Zeit hat man gute Chancen, den E.ON-Palace zu fotografieren, weil es sich hierbei um eine nachtaktive Einrichtung handelt. Und tatsächlich: Da sehe ich ihn hocken und leise in sich hineingröhlen. Lehnen Sie sich zurück und genießen sie dieses stumme Foto. Näher werde ich diesem Ort niemals kommen.
Ich mache mich auf den Heimweg, der wie immer und wie zufällig durch die Hessentagsstraße führt, wo ich meinem Gelübde treu bleiben will, in der Feierzeit meine eigene Küche nicht zu betreten.
Trotz der reichlichen Auswahl an guten, hochwertigen Speisen bleibe ich wieder bei Tony's Diner hängen.
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Die Vereinigten Staaten sehen im Grunde komplett aus wie Las Vegas |
Es erreichten mich Zuschriften von meinen Lesern in den U.S.A., die mich dazu beglückwünschten, endlich ebenfalls Corn Dog-süchtig zu sein. Allerdings erreichten mich auch Zuschriften mit der Bitte um weitere Spezifizierung.
Also: Ein Corn Dog ist eine kulinarische Ungeheuerlichkeit. Ein Schlag ins Gesicht der Jahrhunderte der Esskultur. Es handelt sich um einen Hot Dog. Am Spieß. Der steckt in einem Mantel aus Maismehlteig. Das ganze wird in Fett ausgebacken. Natürlich. Dann kommt Chili con Carne drüber. Dann geschmolzener Käse. Oder Jalapeños. Oder Plutonium, das ist egal. Wenn man einen gegessen hat, denkt man, man sei im Himmel. Weniger des Geschmacks wegen als vielmehr im Gedenken an die eigenen Herzkranzgefäße.
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Essen Sie es nur, wenn Sie eine Neigung zu solchen Produkten haben. Wie ich. |
Ich verteile noch ein paar von meinen delikaten Erdbeeren, die ich im täglichen Kilo mit mir führe, unter Passanten und Standpersonal und treffe Familie Silvia Schwanzer beim Nachteinkauf von Nippes. Die Shrek-Figuren verlockten mich seit Anbeginn des Hessentages, und nun bin ich froh, dass die auch meinem Blickfled entschwunden sind. Und ich weiß wenigstens, wo ich sie in Zukunft besuchen kann.
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v.l.n.r.: Frau, Shrek, Mann, Fiona, Verkäufer, Verkäuferin
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Und das war mein Tag Vier des Hessentages. Hier gesellt sich noch Sabine Fuchs von der Metzgerei hinzu, und als Frau Distel ihr Fenster öffnet, um sich ebenfalls einzubringen, kippt die Stimmung um ins euphorische. Man soll ja gehen, wenn es am schönsten ist. Gerade bei Frau Distel wird es schnell frivol.
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Zum Glück sind die Minderjährigen alle schon im Bett.
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Es freut sich auf den Dienstag
Ihr und Euer Matthias Mayer
Kontakt
Homepage Hessentag 2009 Langenselbold
Matthias Mayers kommentiertes Hessentagsfototagebuch
Tag Eins: Freitag, 5. Juni
Tag Zwei: Samstag, 6. Juni
Tag Drei: Sonntag, 7. Juni
Tag Vier: Montag, 8. Juni
Tag Fünf: Dienstag, 9. Juni
Tag Sechs: Mittwoch, 10. Juni
Tag Sieben: Donnerstag, 11. Juni
Tag Acht: Freitag, 12. Juni
103 Meter über Langenselbold
Tag Neun: Samstag, 13. Juni
Tag Zehn: Sonntag, 14. Juni
Tag Elf: Montag, 15. Juni
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