H e s s e n t a g 2 0 0 9
T a g D r e i : S o n n t a g , 7 . J u n i 2 0 0 9
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Ob es mir Spaß mache, die Parade abzunehmen, fragte Herr Lindenberger.
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Frühdienst in der Buchhandlung Schell
Liebe Freunde,
auch heute, am großen, ersten feierlichen Hessentagssonntag, auf den wir unsere metereologischen Hoffnungen gesetzt hatten, begann der Tag bestenfalls trüb und ging später in Mittagsregen über.
Es kann also, egal wann und wo, keinen Hessentag ohne Regen geben, denn Gott hat anscheinend ein gutes Gedächtnis, und der Blaue Bock liegt noch nicht lange genug zurück.
Egal, schon aus Solidarität zu den tapferen und unverdrossenen Besuchern verhohnlachen wir das Wetter und geben uns sommerlich, hier z.B. Kurt Bach vom Helferteam und Jens Gallinat, Foto & mehr. Batterien und Speicherkarten waren am Sonntag sein Trumpf.
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Beachten Sie gefälligst auch Palme und roten Teppich
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Wie ich da so sitze und Selbold dabei zuschaue, wie es sich erst allmählich füllt, fährt mir gleich die erste Ungeheuerlichkeit des Tages vor die Augen: Ein Hummer. Also nicht so ein delikatessverurteiltes Krebstier, sondern eine berühmte Sorte Jeep aus Amerika. Und dieser hier fährt als weiße Limousine vor, schauen Sie selbst.
Alexandra geborene Maurer feierte ihren ersten Hochzeitstag.
Na, auf die nächsten 29 bin ich jetzt aber erst recht gespannt.
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Ganz okay, aber ein Segway-Gleiter wäre mir lieber
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Und das ungeheuerliche an diesem Fahrzeug ist ja gar nicht mal seine insgesamte, feiste Ungeheuerlichkeit, sondern dass es eine grüne Plakette hat. Haha, das könnte glatt von mir sein.
Da er in der Hanauer Straße nicht wenden kann, muss er den Ort durch die Rote Hohl verlassen, vorbei an all den Buden. Da würde ich ja gerne dabei sein, was mir Frau geb. Maurer leider verwehrt hat.
Aber bleiben wir beim Thema Segway-Gleiter. Ebenfalls am frühen Morgen, als die Straßen noch spärlich begangen waren, bekam ich nochmal einen Gleiter in die Hände. Und zwar ohne Begrenzungsparcours und ohne Aufpasspersonal. Ich bin dreimal die Hanauer Straße bergauf und wieder bergab geglitten. Nach dem Absteigen war ich völlig endorphingefüllt.
Ich hatte dem Bediensteten mein Portemonnaie und meine Kamera überlassen, damit ich besser fahren konnte. Für ein paar Sekunden dachte ich: "Scheiß auf die Kamera, mein Geld und meine Papiere. Ich brenn jetzt durch mit dem Ding und lackiere es um. Das merkt bestimmt keiner."
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Auch noch in Grunge-Rot!
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Ich muss und werde irgendwann so ein Gerät haben. (Jaja, die Realität und ich: Erzfeinde seit eh und je.)
Heute fand die Vereidigung von 500 Polizeianwärtern statt, daher wurde das Menschenmengenbild von lauter frischen, neuen, knackigen, dunkelblauen Uniformen mit glänzenden Knöpfen und schneidigen Mützen bestimmt:
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Vor dem Morgencappuccino...
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...und nach dem Morgencappuccino.
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Die Mannschaft übrigens, die den Cappuccino verfertigt, der mich zu solch wunderbaren Visionen anregt, finden Sie direkt um die Ecke: Langenselbolds älteste Eisdiele wird heute von Paolo und Riccarda bewirtschaftet.
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Ich weiß aber nicht, welcher von den beiden Paolo ist
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Im Laden haben mich zum wiederholten Male die Töchter der Inhaberin schikaniert, gequält und ennerviert. Es kam zu mehreren Konfrontationen, bis die anwesende Mutter Nicole Borchers uns alle drei um Ruhe anherrschte.
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Aber die haben angefangen.
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Als Gegenpol muss ich Ihnen an dieser Stelle ein Hundfoto zeigen: Gibt es einen malerischen Fahrradladeneingang als den von Herbert Hamel?
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offizieller Hessentagsselbolder
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Auch wurde ich heute wieder einmal Zeuge der ernormen und ästhetisch motivierten Leidensbereitschaft der Jugend:
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Für ein solches Henna-Tattoo...
| | ...muss man anschließend eine Stunde lang so herumlaufen.
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Durch die Hessentagsstraße zur Roten Hohl
Als sich gegen Mittag der Himmel verdunkelte, warf mich die Chefin raus und schloss für heute. Fürs kommende Wochenende und den Feiertag überlegen wir noch, ob wir öffnen; aber umso mehr kann ich mich dem Hessentage widmen.
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Das will ich noch
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Ich habe nämlich weder das Riesenrad noch den Sparkassen-Kran ausprobiert, und die stehen beide noch auf meiner Liste. Ich bin lediglich ein oder zwei mal mit dem Urinal gefahren, aber das verliert schnell seinen Reiz.
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Ging so
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Wenn man unterwegs ist, trifft man allerlei Langenselbolder, das lässt sich nicht vermeiden. Damit wir uns vor den Gästen gleich rückhaltlos offenlegen, präsentiert sich mein Kabarettkollege Dieter Kögel gleichsam völlig nackt und führt vor, was es heißt, Selbolder zu sein.
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Wir sind Langenselbold
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Aber auch seriöse Langenselbolder trifft man, wie z.B. den Historiker, Autor und Lebemann Michael Zieg oder den versierten Druckplattenfälscher, Stadtfotograf und Heimatporträtisten Willi Hedderich.
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Michael Zieg
| | Willi Hedderich mit Tochter
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Dienst am Infostand Rote Hohl
Heute hatte ich meine schwerste Prüfung vor mir, und ich meine nicht das Urinal. Ich hatte Dienst an einem Info-Stand, von 16.30 Uhr bis 23.00 Uhr. Als ansässiger Verein habe ich meine Theatergruppe freiwillig für diese Arbeit zur Verfügung stellen müssen. Diensthalber hat man uns dann in eine Holzhütte und in hellblaue Hessentags-T-Shirts eingepfercht.
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Fragen Sie uns ruhig,...
| | ...wir wissen fast alles.
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Aber es war eine lustige Erfahrung und eine Herausforderung, und diese Erfahrung möchte ich nicht versäumt haben. Die Einarbeitung bestand in einer Powerpoint-Präsentation vor drei Wochen, und der Rest ist ein Sprung ins Kalte Wasser.
Ortskenntnis und Hessentagskenntnis sind hierbei ein klarer Vorteil. Den Dienst am kommenden Sonntag habe ich mit einem Somborner, einem Hanauer und einer Frankfurterin besetzt. Auch so eine dieser Entscheidungen, deren Ausmaß man erst nach dem Kaffeetrinken bemerkt.
Unser Stand war am Fuße der Roten Hohl. Kaum habe ich Info-Dienst, hört der Regen auf und die Sonne kommt raus.
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na klar.
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Und kaum kommt die Sonne raus, kommen auch die peruanischen Panflötengruppen heraus. Bitte lesen Sie in diese Formulierung bloß keine ethnische Missbilligung hinein; das passiert ja schnell heutztage. Aber es gibt eine Obergrenze für die Anzahl von "El Condor Pasa" pro Stunde.
Und "Let it be" macht es auch nicht besser.
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Spielt mehr Flöten als er halten kann
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Aber wahrscheinlich würde selbst "I've been looking for Freedom" auf Panflöte und Akustikgitarre depressiv klingen.
Zu den Menschen, die heute hier Auskunft, Hilfe und Schutz suchten, gehörten beispielsweise Kulturjournalist und Feuilletonist Maryanto Fischer und Ballettlehrer Michael Schimmer.
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nutzt die Zeit für ein Interview: Maryanto Fischer
| | Nutzt die Zeit für ein Schwätzchen: Michael Schimmer
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Der größte Standortvorteil am Infostand Rote Hohl ist der Blick auf den Sonnenuntergang:
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Schon allein das war's wert.
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Kurz vor 23.00 Uhr nehmen die Menschenströme noch mal zu, weil Kaya Yanars Show im E.ON-Zelt beendet ist, und wir beenden einen hochinteressanten, hektischen und spaßigen Holzbudeninfotag.
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Das schlimmste waren die Motten nach Einruch der Dunkelheit | | Das schönste war der Heimweg durch die Hessentagsnacht
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Heimweg
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Wie von Hopper gemalt: Frittiert wird bis zum Schluss
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Der Sparkassenkran bei Nacht
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Der Hamel bei Nacht
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Die ersten Gastfotos
...und hier könnte mein Bericht enden; gerade der Hamel bei Nacht ist ein sehr schönes Schlussbild. Aber da dankenswerterweise etliche Mails bei mir eingegangen sind, kann ich noch ein paar Gastfotos präsentieren:
Platz 10:
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Gut, dass ich das nicht gesehen habe. Foto: Klaus Schmidt |
Ich wusste zwar, dass der Hessentag mit einem gewissen Maß an Selbstkasteiung einhergeht, aber ich wusste nicht, dass dafür eigens jemand unter Vertrag stand.
Platz 9:
Frau Hilgendorf verschaffte mir das Foto von der "Offiziellen Hessentagskatze", dem fettesten Tier, das ich je gesehen hätte.
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Und sie hat nur noch ein Auge! Süß! Foto: Angelika Hilgendorf
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Platz 8:
Einst Anwohnerwiesengrund, jetzt Guerillaparkplatzbeschaffung
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Ta-daaa! Foto: Claudia Heldt
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Platz 7:
Die taktile Standvergabe der Stadtverwaltung anhand der drolligen Nachbarschaft der Zeugen Jehovas und einer Wahrsagerin, beide in der Roten Hohl Ecke Steinborn
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Links Jehovas Zeugen, rechts das Kristallkugelangebot. Foto: Klaus Schmidt
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Platz 6:
Ein Regenbogen! Ich dachte schon den ganzen Tag: Bei diesen Regen- und Sonnenschauern muss es doch auch mal einen Regenbogen geben. Ob den wohl jemand fotografiert hat?
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Gaby Wichert hat, und zwar am Brühlweg
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Platz 5:
Die Almhütte bei Nacht
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Foto: Klaus Schmidt
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Platz 4:
Das pittoreske Arrangement von Elbo-Fälschungen im Elbo-Kinderland
Platz 3:
Das hr-Riesenrad bei Nacht
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Foto: Leider auch Klaus Schmidt
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Platz 2:
Während wir nach Dienstschluss im Nachtbüro des Rathauses die Abrechnung abschlossen, fotografierte jemand mein eigenes Fahrrad und mailte es mir mit dem Vermerk "Sperrflächenparker".
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"Sperrflächenparker"...so eine Frechheit. Sehr witzig, Klaus Schmidt.
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und Platz 1:
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Night on Earth auch bei der Buchhandlung Schell. Foto: Graf Dracula |
Dieses einsame, trostlose, etwas beschmutzte, rinnsalromantische Bild verweist fast schon auf Novalis und lädt zur Hymne an die Nacht ein.
(Aber wirklich nur fast.)
Und es ist ein hervorragender Rausschmeißer. Bis morgen also.
Ich danke Claudia Heldt, Angelika Hilgendorf, Klaus Schmidt und Gaby Wichert für Ihre schönen Fotos.
Bitte verzeihen Sie meinen späten Morgen und freuen Sie sich mit mir auf einen Schönwettermontag (na klar, jetzt, wo das Wochenende vorbei ist, wird das Wetter schön.)
Matthias Mayer
Homepage Hessentag 2009 Langenselbold
Matthias Mayers kommentiertes Hessentagsfototagebuch
Tag Eins: Freitag, 5. Juni
Tag Zwei: Samstag, 6. Juni
Tag Drei: Sonntag, 7. Juni
Tag Vier: Montag, 8. Juni
Tag Fünf: Dienstag, 9. Juni
Tag Sechs: Mittwoch, 10. Juni
Tag Sieben: Donnerstag, 11. Juni
Tag Acht: Freitag, 12. Juni
103 Meter über Langenselbold
Tag Neun: Samstag, 13. Juni
Tag Zehn: Sonntag, 14. Juni
Tag Elf: Montag, 15. Juni
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