H e s s e n t a g 2 0 0 9
T a g N e u n : S a m s t a g , 1 3 . J u n i 2 0 0 9
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Pah, 47 Meter sind doch nichts
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Mein Vormittag
Liebe Freunde,
Junge, Junge, war das heiß heute. So ein bisschen Regen oder ein kühles Lüftchen hätte mal wieder gut getan. Man merkt den anwohnenden und diensthabenden eine gewisse Erschöpfung an...
...nur noch ein Tag, nur noch einer, nur noch einer.
Heute haben die Besucher es geschafft, ihre Autos bis auf den Weinberg hinaufzuparken; teilweise quer auf dem Bürgersteig:
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MKK - LS 900
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Für mich jedenfalls fühlte es sich an wie der allervollste (und allerheißeste) Tag bisher.
Für heute trat ich meinen letzten Hessentagsbuchladendienst an, denn am morgigen Sonntag werden wir den Laden geschlossen lassen, denn wir haben fast noch weniger Kundschaft als beispielsweise die gesamte Friedrichstraße. Die bedauernswerte, abgeschnittene, hessentagsbetrogene Friedrichstraße.
Zu den paar wenigen, die am Hessentagssamstag unbedingt einen Buchladen zu betreten hatten, gehörten Herr Duhme und der unvermeidliche Arne Schellhoß.
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Erdbeeren (links)
| | Der heilige Geist (am anderen Ende)
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Herr Schellhoß hat meinen Laden extra betreten, um dann dort sein Telefon klingeln zu lassen und ein beschäftigtes Scheingespräch zu führen. Seit ihn die Besucher als "den Spaziergänger" wiedererkennen, achtet er ein wenig mehr auf sein öffentliches Auftreten.
Draußen im Getümmel trifft man allerlei hübsche Frauen: Zum Beispiel auf Angelika Hilgendorf, die Marketenderin der Frank-Apotheken, die sich sich eine kleine Cholesterin-Zubereitung an einem meiner Lieblingsstände abholt.
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Auch ein Corn-Dog-Fan?
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Mein Nachmittag
Und ich treffe auf Frl. Sandrin, nüchtern und bei Tageslicht, deshalb habe ich sie zuerst kaum erkannt. Wir beschließen, uns den Pavillonbereich an der Ravolzhäuser Straße anzusehen, weil ich dort ohnehin zu tun habe.
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Das Ray-Ban-Pilotenbrillen-Plagiat: Ein Klassiker
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Als erstes muss ich mich nämlich noch mal mit den hessischen Landesfuzzis fotografieren lassen.
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Gegen meine Krawatte können die alle einpacken
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Und so sieht es ursprünglich und ohne Photoshop aus
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Stadtallendorf wird den nächsten Hessentag ausrichten, und Stadtallendorf hat deshalb (mindestens) zwei Abordnungen hergeschickt. Die einen, also die Glückspilze, dürfen am Wohnmobil auf dem Klosterberg die Sonne genießen. Die anderen, also die Strafversetzten, müssen die Unfrischhaltefolienluft im Zeltpavillon ertragen.
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Drei Damen im Backofen
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Wir plaudern ein paar Takte, und Stadtallendorf weiß jetzt schon, was sie anders machen wollen: Standbelegungspläne parat haben. Stadtallendorf zeigte sich sehr beeindruckt von der Sauberkeit unserer Toiletten. Und Stadtallendorf ist ganz schön gespannt.
Draußen, vorm Pavillon, sehe ich Flammen und Rauch aufsteigen, als sich auch schon die Feuerwehr einen Weg bahnt, ein brennendes Fliewatüüt löscht und einen Körper aus dem Fahrzeuginneren herauszerrt. Dass es sich um eine publikumsträchtige Demonstration handelte, erkannte ich erst, als mir die schlechte Garederobe des geretteten Dummys auffiel.
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Jungs & Feuer, eine alte Geschichte.
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Jute statt Opfer
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Oh, und sehen Sie mal hier: Mit diesem Fahrzeug hat die Deutsche Bundeswehr den Plastik-Hessentagsboden auf den weichen Untergrund gebracht:
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Jungs & Bodenbelagsaufbringungsmaschinen, eine alte Geschichte
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Mein Rückweg führt durch die Rote Hohl, aber die ist hoffnungslos verstopft:
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He, Meute, man soll hier mindestens mit Tempo 30 laufen!
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Als ich von hinten Marschmusik nahen höre, befürchte ich zuerst den völligen Rote-Hohl-Kollaps, aber erstaunlicherweise tritt das Gegenteil ein: Die Menge teilt sich und macht dem Spielmanns- und Trachtenzug Platz.
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Böckler,... | | ...Baumbach,... | | ...Bärbel Holz.
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Ich nutze die Chance und marschiere mit Bärbel Holz mit, ihres Zeichens Telefonzentrale des Rathauses. Meine Krawatte geht ja auch fast als Trachtenanzug durch. Wir plaudern ein paar Takte, das geht ja immer gut mit Frau Holz, und ich mache ein paar ordentliche Meter gut und springe wieder ab. Und auch im Windschatten der Marschierformation komme ich noch etwas voran.
Ich verlasse diesen Trubel und schaue mir die Vorbereitungen für die Ehrentribühne an der VR-Bank an. Normalerweise sind Ehrentribünen vor Banken zu Festivaltagen immer die Rahmenhandlung für Filme, die von geschickten Banküberfällen handeln.
Dann ist für die Dauer des Festumzuges auch noch die Benutzung der Bankautomaten untersagt! Störender Publikumsverkehr ist also im Bankvorraum auszuschließen...
...alle gucken zum Festumzug...
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Ob es hier auch Getränke und Popcorn geben wird?
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...und ich werde mich heute Nacht jedenfalls schon mal unter der Tribüne verstecken, um dann heimlich während des Umzuges meine Konzoauszüge zu drucken.
Das wird denen eine harte Nuss zu knacken geben.
Mein Abend
Apropos Nuss und beknackt:
Auf mehrfache Empfehlung habe ich mir abends Olga Orange, die einzige Dame mit Sti(e)l" angesehen. Diese Nummer bestand aus einem dicken Hessen mit blonder Frauenperücke, der zotige und alte Witze erzählte, für die sich selbst Fips Amusssen bis nach Fickifickiland geschämt hätte.
"Mer sacht ja, der Selbolder wär gut im Sex... ...wammers eilisch hot!"
"Wieso denn Hafen der Ehe? Mir mache die Hafenrundfahrten viel mehr Spass!"
usw.
Und der Saal gröhlte vor Glück!
Solche Dinge verunsichern mich ein wenig, aber vielleicht lag das auch daran, dass mein Koffeinspiegel zu weit unten war.
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Und fast wäre ich ja auch im Polizeibistro aufgetreten und hätte Marcel Proust gelesen
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Mein Freund Andi fragte, ob das ein Selbolder sei, und ich sagte, ich hoffe nicht.
Den können die Stadtallendorfer gleich wieder mit heimnehmen.
Später, als im selben Zelt gute Blues-Brothers-Cover-Musik läuft, treffe ich erneut Menschen mit Geschmack.
Allerdings offenbart dieses Foto etwas merkwürdiges: Simone Mucha (l.) ist die einzige Person, die auf diesem Foto keine roten Augen hat, wie es sich für ein ordentliches Blitzlichtfoto von Menschen mit eigenem Blutkreislauf gehört.
Wahrscheinlich ist Frau Mucha ein Vampir.
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Knobibaguette gibt es vorm Tryp-Hotel und zwischen Rathaus und Kirche.
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Auch die historische Bausubstanz der Stadt wird feierlich hervorgehoben.
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Das Selbolder Schloss in majestätischem Purpur
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Die Evangelische Kirche in verhaltenem Frittierwindmühlenbunt
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Das Feuerwerk am späten Abend war mit meiner winzigen Kamera kaum einzufangen, aber unter den 400 miesen Fotos, die ich davon geschossen habe...
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schöne Verschwommung
| | schönes Zeltdach
| | schöne Rewefahne mit Motorrädern
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...gab es auch zwei halbwegs anguckbare:
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| | Gut, dass Klaus Schmidt weit weg ist
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Ich hatte eigentlich vor, 400 miese und zwei gute Fotos auf dem abenderleuchteten Segelflugplatz zu schießen, aber da waren mehr Menschen als im Rest von ganz Langenselbold. Überall standen Taxis, überall irrten schwitzende, verzweifelte Autofahrer umher auf der Suche nach einem Ausweg.
(Das war der Moment, als ich beschloss, zu Olga Orange zu gehen.)
Kurz vor Ladenschluss stattete ich der hiesigen Handelsstelle für Mineralölerzeugnisse einen Besuch ab. Unser Artifizielles Rohölprodukt-Ansammlungs-Lager, kurz A.R.A.L. genannt, wird von Sandra Lüdke befehligt, hier flankiert vom souveränen ersten Offizier Tanja Bahr.
Frau Lüdke fragt mich, ob ich wieder in geheimer Mission unterwegs sei. Eigentlich wollte ich nur Zigaretten holen, aber ich bejahe diese Frage einfach mal hemmungslos. Meine Mission ist so geheim, dass die Leute mir winken.
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Lüdke & Bahr und das hiesige Homöopathiesortiment
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Frau Bahr nennt mich immer Herr Mayermüllerschulze. Wenn nicht viel Betrieb ist und die Zeit es erlaubt, macht sie manchmal sogar ein Herr Mayermüllerschulzeschmidt draus.
Die Araltankstelle ist in Sichtweite, aber schon ein paar Meter außerhalb der Hessentagsstraße zu finden. Die fahle Neonbeleuchtung, die Musikabwesenheit und die Abseitigkeit lockt viel hockendes und verschnaufendes Publikum an. Die Araltankstelle ist also so etwas wie unser Deep Space Nine desHessentags.
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Außenansicht Araltankstelle, ganz im Hintergrund der Hessentag
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Apropos Space: In der Lichterkirche gibt es vor Mitternacht eine Attraktion namens Firedancer. Fackeljongleure, die Kostüme tragen, die aussehen wie von André Heller entworfen. Meine Worte können den ganzen Reiz der Szenerie, die Geräusche der Fackeln und das Staunen der Menge nicht wirklich wiedergeben. Meine Kamera übrigens auch nicht.
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Bzw. Nein, das war Absicht!
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Genau so WOLLTE ich das belichten!
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Apropos belichtet: Durch die große Zuschauermenge (und den respektvollen Abstandskreis) trieb es die weiter hintenstehenden auf Tische, Bänke, Bäume, Mauern und Schultern.
Hier habe ich Herrn Römlein beim Missbrauch eines historischen Stücks Kirchenmauer erwischt.
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Aber wenigstens reflektiert er seine Tat
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Ich lungere noch ein wenig mit Pfarrer Kießling vor der Lichterkirche herum, bevor ich heimgehe. Hier an der Kirche macht Lungern auch richtig Spaß, weil die Kirche wie eine Bannmeile auf Asbacher und Baccardianer mirkt. Die Lichterkirche war fast wie ein Minihessentag im Hessentag. Allerdings hatte die Kirche auch einen erheblichen Standortvorteil: Rasenfläche im Marktstandwert von zehntausenden von Euro.
Aber sie haben was draus gemacht.
Die wochenendlastige Zunahme an sauflustigen Hessentagssurfern ist natürlich störend und auffallend. Nachts trifft man hier Schnapsverkäufer, die als Stewardessen verkleidet und selbst nicht mehr ganz lupenrein sind. Auch ein bemerkenswerter Walk Act.
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extra vom ELBO-Kinderland abgezogen
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Anfang letzter Woche haben wir beim Hessentagsbüro und beim Bauamt um ein Stück Hessentagszaun für den Hof unserer Buchhandlung gebeten, weil dunkle Hofeinfahrten total gemütliche Urinale abgeben. Man sagte uns zweimal Hilfe zu, doch unser Dixi-Hof ist bis heute unbezaunt und eingesaut mit Dingen, die ich hier nicht beschreiben will.
Ich verlasse mich aber nach wie vor auf die Hilfe der Stadt und rechne im Zeitraum September mal mit der Bearbeitung meines Wunsches.
Naja, wenigstens konnten wir so zur vielgelobten Gesamthygiene dieses Hessentages beitragen.
Zwei von diesen Halbweltlern fragen mich "Ey Meister, wo issen hier die Clubzone?" Ich habe ihnen den Weg zum Buchbergturm beschrieben und meine gute Tat für heute somit als erledigt abhaken können.
Also dann:
Ich wünsche Ihnen alles Gute für den Endspurt.
Wenn Sie von außerhalb kommen und einen Parkplatz brauchen (5 Minuten vom nächsten Shuttle entfernt), dann melden Sie sich ruhig, ich verlange nur zwölf Euro für den ganzen Tag.
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Sie dürfen ihn ruhig mal anfassen
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Und jetzt mache ich mich auf, dem Festzug beim Aufstellen zugucken.
Liebe Grüße,
Ihr
Matthias Mayer
Schicken Sie mir Ihre schönsten Fotos!
Oder sagen Sie bescheid, falls ich Sie hier abgebildet habe und Sie das nicht wünschen.
Homepage Hessentag 2009 Langenselbold
Matthias Mayers kommentiertes Hessentagsfototagebuch
Tag Eins: Freitag, 5. Juni
Tag Zwei: Samstag, 6. Juni
Tag Drei: Sonntag, 7. Juni
Tag Vier: Montag, 8. Juni
Tag Fünf: Dienstag, 9. Juni
Tag Sechs: Mittwoch, 10. Juni
Tag Sieben: Donnerstag, 11. Juni
Tag Acht: Freitag, 12. Juni
103 Meter über Langenselbold
Tag Neun: Samstag, 13. Juni
Tag Zehn: Sonntag, 14. Juni
Tag Elf: Montag, 15. Juni
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